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MORE AND MORE GODDESSES

Künstlerin: Elisabeth Masé
Kuratorin: Luisa Catucci
Vernissage: 5. September 2024, 18:00-21:00 Uhr
Dauern: 6. September – 12 Oktober 2024

MORE AND MORE GODDESSES

Künstlerin: Elisabeth Masé
Kuratorin: Luisa Catucci
Vernissage: 5. September 2024, 18:00-21:00 Uhr
Dauern: 6. September – 12 Oktober 2024

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Zur Berlin Art Week 2024 präsentieren wir eine Retrospektive der Schweizer Künstlerin Elisabeth Masé, kombiniert mit der Veröffentlichung ihres neuesten Buches. Diese Ausstellung bietet einen umfassenden Überblick über ihre künstlerische Laufbahn, mit besonderem Fokus auf ihre fortlaufende Serie „New Goddesses“, nach einer ersten Präsentation in unseren früheren Galerieräumen im Jahr 2023.

Elisabeth Masé ist eine renommierte Schweizer Künstlerin und Schriftstellerin. Ihr Werk, das Malerei, Skulptur und multimediale Installationen umfasst, beschäftigt sich intensiv mit Themen der Spiritualität, Weiblichkeit und kulturellen Anthropologie. Sie schafft eindrucksvolle visuelle Erzählungen, die Gesellschaften ohne traditionelle Geschlechterkonstrukte hinterfragen und neu interpretieren, und lädt die Betrachter ein, das ungenutzte Potenzial weiblicher Energie und Selbstsuche zu berücksichtigen.

Masés interdisziplinärer Ansatz, der visuelle Kunst mit Performance und kollaborativen Projekten verbindet, unterstreicht ihr Engagement für die Förderung sozialer Bindungen und kulturellen Dialogs. Ihre künstlerische Praxis – sowohl in ihren Gemälden als auch in ihren Zeichnungen – inspiriert und provoziert weiterhin tiefgehende Reflexionen über die menschliche Existenz.

Unerschrocken erkundet Elisabeth Masé die dunkelsten Winkel der menschlichen Psyche und betont dabei den grundlegenden Einfluss der Kindheit auf die Psychologie. Ihre Arbeiten beleuchten häufig die tiefgreifenden Auswirkungen dysfunktionaler frühkindlicher Erfahrungen auf den Geist und zeigen, wie unerfüllte Grundbedürfnisse – wie der Bedarf nach Schutz und Zugehörigkeit – universell in der Menschheit widerhallen. Die Figuren in ihren Aquarellen und Zeichnungen schweben in leeren Räumen, positioniert in interrassischen und interkulturellen Ebenen, frei von äußerem Lärm und Verwirrung, wodurch ein Umfeld geschaffen wird, in dem Traumata entfaltet und konfrontiert werden können. Ob in Projekten wie „Die Braut“, das spezifische Traumata untersucht – präsentiert im letzten Jahr in unseren alten Räumen – oder umfassendere Untersuchungen wie „The Evil Child“, das dunklere Aspekte der menschlichen Psyche erforscht, oder „Dark Days in Paradise“, das dystopische Landschaften unterbewusster Wünsche darstellt: Masés präzise Linien und die ätherische Qualität ihrer Aquarelle vor leeren Hintergründen erzeugen stets eine traumhafte Atmosphäre. Diese bewusste Ästhetik spiegelt die Art und Weise wider, wie Träume bewusste und unbewusste Komplexitäten entwirren, und verleiht ihren Werken tiefgehende Introspektion und emotionale Tiefe.

Einfarbige monochromatische Flächen dienen ebenfalls als Hintergrund für die Malereien von Elisabeth Masé, wie in ihrer berühmten Serie „New Goddesses“, die im Mittelpunkt von Masés künstlerischer und philosophischer Untersuchung steht. Diese Serie ist eine transformative Erforschung weiblicher göttlicher Macht und versucht, patriarchale Interpretationen zu unterwandern, indem sie traditionelle männliche religiöse Beschreibungen in eine weibliche Dimension überträgt und eine überzeugende Vision bietet, die fest verankerte gesellschaftliche Normen herausfordert. Die Pose, in der ihre polymorphen, vielseitig talentierten Göttinnen dargestellt sind, wird geschickt von einer anderen Serie von Masé übernommen: dem interdisziplinären, partizipativen Werk „Das Kleid“. Dort bezieht Elisabeth geflüchtete Frauen und lokale Frauen in eine kollektive Aktion ein, bei der die Teilnehmerinnen ihre Wünsche auf ein Kleid sticken und dabei soziale Bindungen knüpfen, indem sie individuelle Lebensgeschichten teilen. Fotografiert in Posen, die an Königinnen oder Göttinnen erinnern, heben die Teilnehmerinnen die inhärente Göttlichkeit in jedem Individuum hervor und reflektieren Masés umfassendere Erforschung von Empowerment und Identität. Die Wiederaufnahme einer solchen Pose in der Serie „New Goddesses“ deutet darauf hin, dass die menschliche Beziehung zur Göttlichkeit in erster Linie durch Formen von Wünschen, sei es grundlegend oder nicht, angetrieben wird. Gleichzeitig verknüpft die Pose Elisabeth Masés Werk mit der Kunstgeschichte, da sie eine klare Wiederaufnahme der Posen darstellt, die während der Renaissance für Frauenporträts verwendet wurden. Der Körper der „New Goddess“ wird manchmal durch eine anthropomorphe Kombination von Elementen gebildet, während er manchmal realistisch dargestellt ist. Das einzige Element, das Masés „New Goddesses“ gemeinsam haben, ist das Verbergen des Gesichts, um die Universalität und das Geheimnisvolle der Göttlichkeit zu betonen.

Die Farbpalette der „New Goddesses“ wechselt zwischen leuchtenden, kräftigen und lebhaften Tönen – passend für Warhol und die Meister der Pop Art – zu dichromatischen oder sogar schwarz-weißen Kompositionen. Diese Kompositionen erzeugen eine bedrückende, fremdartige und elegische Atmosphäre, ähnlich wie bei Leon Spilliaert, einem Symbolisten, der für seine seelensuchenden Erkundungen bekannt ist. Masés Gemälde haben die Kraft von Klassikern, neuen Klassikern und Futuristischem zugleich. Sie hat die richtigen Qualitäten brillant zusammengeführt, um die Zeitlosigkeit der Göttlichkeit zu unterstreichen. Die Pinselstriche wechseln zwischen kontrolliert, fein und detailliert zu groben und grob synthetisierten Formen. Diese Wechsel von Elementen, Farben, Stil, Pinselstrichen und Formen sind weitere Werkzeuge, die Elisabeth Masé verwendet, um die Komplexität der Existenz, selbst in göttlichen Manifestationen, zu unterstreichen. Wenn Einfachheit der Weg wäre, hätten wir nicht die berühmten 99 Namen Gottes, die Elisabeth in weiblicher Form darstellte, um die emotionale Reaktion auf eine solche Geschlechterumkehr zu erforschen, während sie sich bei der Schaffung ihrer eigenen „New Goddesses“ inspirieren ließ.

Eine „New Goddess“ stellt mehr dar als nur einen symbolischen Austausch von Geschlechterrollen; sie verkörpert eine tiefgreifende Neudefinition kosmischer und spiritueller Autorität. Ihre Göttinnen werden nicht nur als wohlwollende Figuren der Liebe und Schönheit dargestellt, sondern als komplexe Wesen, die eine Vielzahl von Emotionen und Energien verkörpern können, einschließlich der disruptiven und transformativen. Durch die Neuinterpretation des Göttlichen als inhärent weiblich will Masé Frauen stärken und die fest verankerten Vorstellungen von Macht und Hierarchie hinterfragen, die die kulturellen und sozialen Landschaften seit Jahrhunderten geprägt haben. Sie fragt, warum das göttlich Weibliche, das historisch mit Schöpfung, Fürsorge und lebensspendenden Kräften verbunden ist, zugunsten patriarchaler Konstrukte, die Dominanz, Kontrolle und hierarchische Autorität betonen, marginalisiert wurde. Diese Untersuchung führt Masé dazu, für einen kulturellen Paradigmenwechsel zu plädieren, bei dem das Weibliche als grundlegende und ursprüngliche Kraft gefeiert wird, um eine harmonischere und gerechtere Gesellschaft zu fördern.

Indem sie sich eine solche gesellschaftliche Transformation vorstellt, fordert Masé uns auf, die Erzählungen und Strukturen zu überdenken, die Ungleichheit und Spaltung aufrechterhalten. Sie schlägt vor, dass Gesellschaften durch die Anerkennung des Weiblichen als zentrales Prinzip zu mehr Gleichgewicht, Kreativität und ganzheitlichem Wohlbefinden gelangen könnten. Diese Perspektive unterstreicht Masés Überzeugung von der Macht der Kunst, nicht nur gesellschaftliche Werte zu reflektieren, sondern auch zur Selbstreflexion anzuregen und bedeutende Veränderungen zu inspirieren. Letztendlich lädt ihr Werk uns ein, uns eine Welt vorzustellen, in der die Ehrfurcht vor dem Weiblichen tiefere Verbundenheit, Empathie und eine nachhaltigere menschliche Erfahrung fördert.

Um einen umfassenden Eindruck vom umfangreichen Werk dieser Schweizer Künstlerin zu vermitteln, sind auch Auszüge aus einer weiteren Serie von ihr, „LE MANTEAU / THE CLOAK / DER MANTEL“, in der Ausstellung enthalten. Dies ist eines von Masés multidisziplinären und kollektiven Gemeinschaftsprojekten, das auf dem Konzept basiert, dass wir unabhängig von Hautfarbe oder sozialem Status alle unter demselben Himmel geboren werden, ähnliche Emotionen erleben und dieselben grundlegenden biologischen Reaktionen teilen. Die kollektiven Projekte zielen darauf ab, durch individuelle Lebensgeschichten soziale Verbindungen zu knüpfen und die Grundlagen sozialer Beziehungen zu beleuchten. Das interdisziplinäre Projekt „LE MANTEAU / THE CLOAK / DER MANTEL“ integriert Gemeinschaftsstickerei (Textilkunst), großformatige Aquarelle, Kurzfilme, Fotografien und Musik und gipfelt in einer Tanztheateraufführung von großer menschlicher Bedeutung. Dieses umfassende Kunstwerk ist eine Zusammenarbeit mit dem Berliner Komponisten Valentin Kellein

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