Maike Freess THEATRE OF SOLILOQUY ⎪ 4. September – 23. Oktober 2020
Vernissage: Freitag, 4. September, 19-19 Uhr
Maike Freess THEATRE OF SOLILOQUY ⎪ 4. September – 23. Oktober 2020
Vernissage: Freitag, 4. September, 19-19 Uhr
„Ein Loch ist immer da, wo etwas nicht ist.“
Kurt Tucholski
Die virtuose Zeichentechnik der deutschen Künstlerin Maike Freess generiert sich aus einer schier unerschöpflichen Quelle der Phantasie und hat eine anziehende, fast schon brutale Kraft.
Nicht nur das bloße ästhetische Vergnügen des ersten Moments zieht den Betrachter in ihre Arbeiten, sondern vor allem die vereinnehmenden Konstellationen der mysteriösen Szenerien.
Maike Freess arbeitet mit verschiedenen Medien: Skulptur, Fotografie, Video und Installation, doch ihr Hauptgebiet bleibt zweifellos die Zeichnung.
Gegenstand ihrer Arbeit ist „der Mensch in seiner unvollkommenen, begrenzten und instabilen Natur, sein Verhältnis zu sich, zu seiner Umgebung, zu anderen Menschen und zur Gesellschaft“. (1)
Ihre Protagonisten erscheinen in Bildräumen oder Situationen, in denen nichts gewiss ist, alles gewährt wird oder sie nur in der Schwebe eines irdischen Moments zwischen Wachsein und Schlummern existieren, in denen Äußeres und Proportionen nur Ansatzpunkte bleiben.
In ihrem zeichnerischen Prozess wird Verborgenes, Verdrängtes oder insgeheim Gewünschtes enthüllt. Fiktion und Realität vermischen sich.
Ihr Thema ist die Psyche des Menschen, die „mit all ihren Ambiguitäten herausgestellt wird.
Unser inneres Theater, das Absonderliche, Abwegige im Alltäglichen, das von der Norm Abweichende wird aufgezeigt. Unsichtbares wird sichtbar gemacht.“ (2)
Dabei entstehen keine Abbilder, keine Porträts oder Geschichten.
Maike Freess erschafft Bilder menschlicher Beziehung und gesellschaftlicher Regelwerke, die real nicht existieren. Sie sind Inszenierungen unserer inneren Regie, Ausdruck manipulierter Subjektivität.
Arthur Schopenhauer schrieb: “Das Gedächtnis ist kapriziös und bizarr, wie ein junges Mädchen: Jetzt leugnet es unerwartet das, was es hundertmal zugestanden hat, nur um es zurückzugeben, wenn man aufhört, darüber nachzudenken.”
In der Reihe “Die Erben” spielt Maike Freess auf den individuellen Umgang mit unserem immateriellen Erbe, unseren kulturellen Prägungen an.
Die ungewollte Mitgift ist zwangsläufig Teil unserer Persönlichkeit. Sie erzeugt Beeinflussung und entfaltet unterschiedlichste Wirkungen.
Dessen können wir uns nicht entziehen und müssen damit umgehen.
Das Erbe kann zur Bürde oder zum Vorteil werden.„ (3)
(1-3) Maike Freess